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Trauerbewältigung bei Kindern und Jugendlichen oft problematisch

by admin

Trauerbewältigung bei Kindern und Jugendlichen oft problematisch

Durch Trauer bedingte Verhaltensstörungen bei Kindern und Teenagern können anhand einer neuen Checkliste von Kriterien künftig besser identifiziert und behandelt werden. Entwickelt wurde dieser kleine Fragenkatalog am Semel Institut für Neurowissenschaften und Menschliches Verhalten an der University of California, Los Angeles, in Gemeinschaftsarbeit mit der Universität Texas, Houston. Dazu wurden die Diagnose- und Befragungsdaten von über 200 trauernden Kindern und Jugendlichen ausgewertet. Eine ganze Reihe namhafter Experten unterstützte das Team dabei.

Bislang gab es solche Fragebögen und Checklisten nur für Erwachsene, überwiegend ältere Menschen. Viele typisch jugendliche oder kindliche Symptome in einer Trauersituation konnten auf diesem Wege gar nicht erfasst und den Kindern konnte nicht oder nur unzulänglich geholfen werden.

Im Laufe eines normalen Trauer-Prozesses passen sich die Hinterbliebenen der neuen Situation allmählich an und akzeptieren den Verlust. Diese Phase ist schmerzhaft, aber notwendig.

Für einige Menschen wird jedoch die Trauer zu einem Problem an sich – das Leid verstärkt sich und hindert die Person daran, zu „funktionieren“ und wieder am Leben teilzunehmen. Trauernde Kinder wie Heranwachsende trifft eine andauernde, trauerbedingte Verhaltensstörung genau in der Phase ihres Lebens, in der sie sich viele Fähigkeiten aneignen müssten, um später im Leben bestehen zu können – dauert sie länger als sechs Monate lang an, werden Jugendliche oft in ihrer Entwicklung massiv zurückgeworfen, ihre normale soziale und schulische Entwicklung durch die Trauer-Störung behindert

Mit 39 direkten Fragen und einem übersichtlichen Bewertungssystem ist die neue „Checkliste“ die erste ihrer Art, um anhaltende trauerbedingte Verhaltensstörungen bei jungen Menschen zu ermitteln. Dabei wird auch die Schwere der Störung mit erfasst. Erzieher, Psychologen und Psychiater, Kinderärzte und andere Personen, die mit solchen Fällen konfrontiert sind, sollen diese Checkliste künftig benutzen.

Anzeichen für übermäßige und anhaltende Trauer sind etwa Schwierigkeiten, den Tod überhaupt zu akzeptieren, emotionale Stumpfheit, Bitterkeit oder Zorn sowie außerordentliche Anstrengungen, jede Erinnerung an den Verlust zu vermeiden. Zuweilen hegen die Trauernden sogar einen Todeswunsch, um wieder bei dem Verstorbenen zu sein, sie fühlen sich permanent alleingelassen oder von allen anderen getrennt, viele empfinden das Leben als sinn- und bedeutungslos. Weil insbesondere Kinder in diesem Zustand von einem Augenblick zum anderen die Stimmung wechseln, mit anderen lachen und spielen können, werden Erwachsene oft über die eigentliche Situation hinweggetäuscht.

Die andauernde komplexe Trauerstörung aber kann auch in jugendlichem Alter zu massiven medizinischen Problemen und psychischen Erkrankungen führen. Dazu zählen Depressionen, post-traumatischer Stress und eine Neigung zu Drogenkonsum. In vielen Fällen sind diese Symptome für sich bereits Hinweise auf eine nicht überwundene Trauersituation, doch bislang war es schwer, solche Zusammenhänge zu enthüllen und entsprechend helfen zu können.

Die Sprache der neuen Checkliste ist für acht- bis 18jährige gut verständlich und der Test ist in der Lage, Symptome aufzudecken, die sich von denen Erwachsener in der gleichen Situation unterscheiden.

Die Anwendung der Checkliste nimmt maximal acht Minuten in Anspruch. Sie hilft, einen individuellen Behandlungsplan zu entwickeln, der auf die Nöte, Bedürfnisse und Lebensumstände der betroffenen Kinder eingeht und ihnen hilft, Strategien zu entwickeln, um mit dem Verlust zurecht zu kommen, sich zu trösten, Bedrückendes aussprechen zu können und wieder in Kontakt mit ihrer Umwelt zu treten.

Besonders berührend und motivierend fand das Forscherteam eine wiederkehrende kindliche Reaktion auf den Test. Die befragten Kinder entdeckten dabei nämlich, dass es anderen Kindern ganz ähnlich ergeht und sie mit ihren Gefühlen nicht „unnormal“ oder alleine sind. Diese Erkenntnis wirke auf viele bereits tröstlich.

 

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